Liebe Leser und -innen an den Geräten da draussen

Schon lange hat sich hier nichts mehr getan und das hier ist das letzte, was sich hier tun wird. Ich schliesse. Muss schliessen. Exponenten aus der kommunalen  Politszene bekundeten mit meiner Doppelrolle als zuweilen frecher Blogger und um Seriosität bemühter Journalist zunehmend Mühe, was sie zwar nicht mir sagten, aber meinem Honorargeber. Der Entscheid zwischen Geld oder brotlosen Spitzen im Netz war schnell gefällt. Money matters. Schade, aber ist halt so. Immerhin resultiert daraus ein kleiner Erkenntnisgewinn, der für Medienwissenschaftler und Kommunikationstheoretiker interessant ist. Verkürzt: Wenn die politischen Meinungsführer des Dorfes nicht mehr vernachlässigen können, was hier in der virtuellen Öffentlichkeit geschrieben und diskutiert wird, dann ist dieses Weblog relevant für das politische Leben des Dorfes. Weniger als Stimmungsbarometer denn als meinungsbildender Kanal.

Item, es hat Spass gemacht, euch hoffentlich auch. Es gäbe in der Tat viele Nebenschauplätze im Dorf, die mit Amusement hier verwurstelt werden könnten. Etwa die teuren Vorhänge im Keller von Schlagzeug-Impressario Jean-Claude Forestier, die er aufgezwungen bekam. Aber ich fange damit lieber gar nicht erst an. Die hier versammelten Werke bleiben quasi als Artefakte hier im Netz erhalten. Viel Vergnügen beim Stöbern in der Vergangenheit.

Vorhang runter und ab.

Hier soll also gestanden haben, dass Lady Sheriff Peg O’Raro from the Peppermountain ihre Untergebenen zu einer Westernparty in the Klus Valley lädt im Herbst? Nicht nur die Regierungsrätin schiesst schneller als ihr Schatten, auch die Lokalpresse. Durch eine Verwechslung (tatsächlich!) wurde dieser und nicht Manfred Messmers arlesheimreloaded als Quelle dieser Schmonzette in 20 Minuten genannt. Die Basellandschaftliche Aargauer Zeitung hat das dann einfach mal abgeschrieben. Vielleicht liegt es daran, dass die noch kein Internet haben? Auf jeden Fall: Hier stand gar nix.

Aber es ist witzig sich mit fremden Federn schmücken zu können. Auf diese Weise kam dieses Weblog zu Ruhm, für den es gar nix konnte. Darüber können mm und meine Wenigkeit genauso herzhaft lachen wie über der Regierungsrätin Faible für Mottoparties.

Und weil es so lustig ist: Hier die beiden Meldungen:

20 Minuten (6.7.2010): Die Baselbieter Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro schiesst ja bekanntlich schneller als ihr Schatten. Nun lädt die Regierungsrätin im Herbst zu einer passenden Motto-Party: Alle Mitarbeiter ihres Departements sollen sich in Wildwest-Kluft werfen und ihre Alltagskleidung zu Hause lassen. Der Blog «Arlesheimlich» hat von dieser eher ungewöhnlichen Fete Wind bekommen. Ob sich die FDP-Politikerin für das Cowgirl-Outfit oder doch eher für das Indianerinnen-Kostüm entscheidet, ist bis jetzt noch unklar. Eines ist sicher: Die Einladung wurde mit «Lady Sheriff Peg O’ Raro» unterzeichnet.

BZ (8.7.2010): Und das Beste zum Dessert: Ihren Ruf als Flintenweib hat Regierungsrätin Sabine Pegoraro mit einer Einladung an alle Direktionsmitarbeiter zementiert. Die Chefin über Polizei, Soldaten und alle anderen Schützen bietet zu einer Wildwest-Party im Herbst auf, wie der Blog «Arlesheimlich» weniger heimlich meldet. Alle kleiden sich dann wie Old Shatterhand, Little Joe oder Lucky Luke. Wer mit Krawatte statt Staubtuch, Highheels statt Mokassins anrückt, riskiert, dass die Justizministerin zur Lynch-Justiz greift. Das deutet bereits ihre Unterschrift unter der Einladung an: «Lady Sheriff Peg O’Raro».Zaunkönig

Der letzte ging zu weit. Darum ist er jetzt weg.

Jesses die Klimaerwärmung! Hat uns alle, ja alle waren da, ins Schwimbi getrieben die letzten Tage (das Klima hat sich bis Anfang nächster Woche dann auch wieder ausgewärmt). So zum ersten Mal in dieser Saison. Herrlich war’s, das Wasser noch eine echte Erfrischung, das ist dann nicht mehr so, wenn das Klima noch wärmer wird. Item, führt kein Weg am Chill Café vorbei. Altes Team, alles in Butter. Neu: Fish & Chips. Der anonyme Tester hat sich daran noch nicht versucht. Er weiss aber: Nur wenige beherrschen die hohe Kunst der perfekten Fish & Chips. Selbst im Land der besten Fish & Chips, das ist Neuseeland (jetzt könnte ein Glaubenskrieg ausbrechen), kriegt sie nur eine Minderheit wirklich perfekt gebacken. Darum: Der Tester fürchtet sich noch ein wenig vor dieser Aufgabe – und sein Bauch auch. Weil jetzt ist ja wieder Schwimbi-Saison.

Übrigens, ganz geheim: Das Hahnewasser im Chill Café ist kein Hahnewasser, wurde mir von der Chefin gesagt. Nein, da ist noch was drin, in der Röhre, dass das Wasser veredelt, darum sei der Kaffee so gut.  Das Ding da drin, habe der Ochsen auch. Aber der Ochsen ist eine andere Geschichte.

Wozu braucht es in Arlesheim die Grünliberalen? Das fragen sich dieser Tage die geneigten Beobachter des ach so grossen und vielfältigen Arlesheimer Poliuniversums. Ganz einfach: Die wollen in der Dorfpolitik gar nicht mehr als ein Nonvaleur sein, anders kann man das gar nicht verstehen. Sie können aber zum Zünglein an der Waage bei den Landratswahlen werden. Zurzeit scheinen sie ja überall, wo sie auftauchen, einen Startbonus (golden Handshake nennt man das in der Wirtschaft)  zu haben. In Basel-Stadt schafften sie auch aus dem Stand den Sprung in den Grossen Rat. Im Baselbiet soll sich die Geschichte wiederholen. Mit ihrer Identität in Abgrenzung zu Freisinn und Grünen, eine eigenartige ich bin weder-noch, darum bin ich Ontologie, haben sie das nötige Potential dazu. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Muttenzer Deponie-Debatte. Es gibt vermutlich genug Liberale, die in dieser Frage ein bisschen Grün sind. Erstaunlich, dass sie sich hierzu noch nicht geäussert haben. Aber es sei ihnen verziehen. Schliesslich steckt man ja noch in den Windeln. Da sollten sich das liberale Original aber in Acht nehmen.

Langer Rede kurzer Sinn: Jetzt müssen sich die Parteien in die Startlöcher für die Landratswahlen begeben, weshalb die Grünliberalen ein möglichst dichtes Netz an Ortsektionen im Kanton brauchen. End of Story. Darum gibt es von ihnen auch keine Website. Das hätte eine Partei, die sich heute in diesem Dorf Ernst nehmen will gehabt, bevor sie im Sternen auf ihre Gründung getrunken hat. Sie hat eine, man muss sie nur finden.

Dort unten, ennet der Birs, geht’s morgen ans Eingemachte. Fertig Harassenlauf. Reinach und Münchenstein haben ja genug, die Schnauze voll. Und stürzen sich vom einen ins nächste Ungemach. Wie dumm. Wenn 600 genervte Polizisten aufmarschieren müssen, weil zwei Gemeinden meinen ein Problem zu haben mit ein paar Tausend (zugegeben, es sind schon verdammt viel) jungen Biertrinkern, dann kann der Schuss nur in den Ofen gehen. Die Jugend wird dem Staat das Feld nicht einfach so überlassen. Hier geht es um Freiraum, Abgrenzung und immer auch um Provokation. Seit es die Jugend gibt, wird die Erwachsenenwelt provoziert. Der Harassenlauf machte das bis anhin sogar sehr subtil. Die Wirkung hat’s nicht verfehlt. Seit Jahren ist das sportliche Biertrinken schon ein Politikum. Ziel erreicht. Die Aufmerksamkeit ist da. Gesellschaftliche Probleme a gogo wurden von hilflosen PolitikerInnen in ihrer verzweifelten Sinnsuche hineingedeudelt – vergebens. Da gibt es nicht viel zu erklären. Der Bierlauf war nie mehr, als das was er war. Ein kollektives Besäufnis zum Ärger der Eltern. Ein Mal im Jahr.

Jetzt ist er mehr. Ein Generationenkonflikt. Ein Verdrängungskampf zwischen erwachsenem Missmut und jugendlicher Unbesonnenheit. Dabei darf die Jugend zu Recht ein wenig Unbesonnenheit einfordern. Schliesslich kommt das Erwachsenenleben noch früh genug. Dass der Missmut nun zur ultima Ratio greift, ist als Bankrotterklärung zu werten. Die Jugend wird morgen, wenn auch nicht so zahlreich wie in der Vergangenheit, versuchen ihr Zeichen zu setzen. 14.00 beim Schwimmbad Reinach. Und auf diversen Alternativrouten.

Davon wird nächste Woche vermutlich wenig zu lesen sein. Denn wenn die Krawalltouristen sich das poltische Massenspektakel Harassenlauf als morgiges Ausflugsziel aussuchen, und darauf deutet einiges hin, dann haben die Gemeinden Münchenstein und Reinach erfolgreich ein Stück Zürcher 1. Mai-Tradition importiert. Es braucht dazu nicht viele. Das weiss man von Fussballspielen, dort sind genauso viele Polizisten zugegen. Die Schäden einer solchen Nachdemo sind nicht nur politischer Natur.  War es das bisschen Bier wert?

Das Abfallproblem hätte sich auch günstiger lösen lassen.

Weil die Steuerhinterzieher in Arlese noch ein Gewissen haben, prasselten gerade satte 4,5 Millionen Steuerfränkli ins den Gemeindesäckel. Nun, was tun mit so viel Zaster? Das haben sich unlängst ein paar Mitglieder der Gemeindekommission überlegt. Die FDP. Die Liberalen. hätten beinahe die SP vor den Kopf gestossen. Bar auf die Kralle hätten sie es verteilen wollen. Fair. Jeder erhält gleich viel. Sogar Kinder hätten vom Segen profitieren sollen. Oder Einkaufsgutscheine im Gegenwert der Pro-Kopf-Pauschale für das lokale Gewerbe. Die Idee hätte vom AGIV stammen können. Letztlich mussten sich der Freisinn aber auf sein Klientel besinnen. Dass die Armen genauso wie die Reichen profitieren sollten, das gehe dann eben schon gar nicht. Darum ist ein Steuerrabatt auf einen Satz X (der ist noch ganz geheim) eben schon gerechter.

Wer weiss, vielleicht landet an der nächsten GV trotzdem ein Antrag der Sozial-Liberalen Partei Arlesheims auf dem Tisch. Bargeld für alle! Vorzugsweise zu investieren in Arlesheim. Das wäre doch einmal ein Schritt. Nachbarschaftshilfe wäre aber auch denkbar. Da hätten wir einen Vorschlag für die SP parat. Die Gemeinden Münchenstein und Reinach werden an den Kosten für das morgige Polizeiaufgebot und die anschliessenden Reinigungskosten schwer zu beissen haben. Wie wäre es, den Überschuss dorthin zu spenden? Den armen Mönchsdörlern und Reinachern droht sonst am Ende eine einmalige Steuererhöhung.

Am Frühlingsmarkt trafen sich ein paar Blogger und beklagten sich fürchterlich darüber, dass im Dorf nichts von ausreichender Bedeutung los sei und so die Einträge immer seltener und die Clicks immer weniger werden. Ach nein. Der Markt selbst zum Beispiel, Quell so vieler Geschichten, die irgendwann ihren Eingang in die virtuellen oder auch gedruckten Chroniken des Dorfes finden. Warum so schwülstig? Am Samstag war es wieder so weit, zum 30. Mal jährte sich das bunte Treiben (So könnte es im Wochenblatt stehen, wo jetzt auch die Frischluft ihren Auftritt hatte). Kaiserwetter tralala! Die Geschichte des Marktes ist aber mehr als Sonnenschein und ein paar glatte Stände. Anfangen tut sie mit der freisinnigen Widerstandsbewegung gegen das Migros-Einkaufszentrum im Tal im Jahre des Herrn 1980. Dort, wo heute die „heilige Schappe“ steht. Gar nicht auszudenken, was wäre, wenn dort heute kein lässiges Wohnquartier stünde! Rädelsführerin dieser konterrevolutionären Bewegung war übrigens Nicole Burkhardt. Damals war die Welt noch in Ordnung und fest in den Händen des Freisinns. Ja, die Spontis von damals. Auf jeden Fall. Zurück ins Dorf, Einkaufen, wo man zu Hause ist, oder so ähnlich. Der Widerstand gegen das moderne Konsumverhalten des urbanen Peripheriemenschen, wie es vielen anderen Gemeinden praktiziert wird, die ihre Ursprünglichkeit zugunsten eines Migros-Paradies amputieren liessen, liess einen Frühlingsmarkt entstehen. Wie retro. Aber eben charmant. Die Revolution ist manchmal ganz konservativ, wenn der scheinbare Fortschritt am Ende vom Dorfleben nichts mehr übrig lässt. Ein Schwatz in der Gartenstadt ist eben wirklich nicht das gleiche. Schön, dass Arlese schon vor 30 Jahren eine Wischn hatte.

Ach ja, am Märt wurde auch Politik gemacht. Wie soll es auch anders sein, da wir jetzt wissen, dass der Märt ja per se ein politisches Manifest für Freilufthandel und gegen in Beton gefangene  Märkte ist. Schrankenwärter Braun sammelt eifrig Unterschriften, damit der Kanton endlich Poller auf den Gehsteig baut, damit die Kinder nicht…

Hoppla. Jetzt wird sie wohl doch teurer gleichteuer bleiben – die Sekundarschule (auch bekannt als Bildungsruine GII). Da hat ein aufmerksamer Leser meinen Kurzschluss bemerkt. Die Geschichte ist nicht mehr zu retten.

Die Baselbieter Gemeinden sollen in Zukunft jährlich 15 Millionen Franken an die Sekundarschulhäuser des Kantons zahlen. (Titelte das Regionaljournal gestern)

Jetzt wehren sich die Gemeinden, aber die Erfolgsaussichten dürften im derzeitigen Umfeld nicht allzu rosig sein. Bildungsminister Wüthrich ist zum Sparen verdonnert worden. Da ist eine teilweise Abwälzung der Kosten auf die Gemeinden im Kantonsparlament am Ende doch noch das, was am mehrheitsfähigsten bleibt. Nach unten delegieren tun die Kantonsparlamentarier in der Regel gerne und das können sie auch am besten.

Was das in absoluten Zahlen für Arlesheim heisst, kann wohl noch niemand sagen, solange der neue Verteilschlüssel noch nicht sakrosankt ist. Pikant: Bei der Kostenabwälzung geht es vor allem um Unterhaltskosten. Das wird Kostenfolgen zeitigen für das Schulhaus Gerenmatte III, welches dem Kanton gehört. Das ist schon älter als das GII und wird folglich auch irgendwann aufgepäppelt werden müssen. Gilt die Totalsanierung als Unterhalt? Tröstlich: Wenn Münchenstein eine neue Sekundarschule bekommen sollte (da hat sich die SP gut in Szene gesetzt), wird für die Nachbargemeinde vermutlich schmerzhaft. Dann doch lieber Container?

Und wie wär’s, soll Arlesheim dem verbotenen Bierkistenlauf Asyl gewähren?

Schon bemerkt? Das Wochenblatt ist zum rechten Kampfblatt geworden. Da stehen nur noch Geschichten über liberale Majorz-Ideen, freisinnige Schulräte, christdemokratische Schrankenwärter, es will gar nicht aufhören. Wo sind die Linken, die Netten und Grünen geblieben? Ja, das darf man sich fragen. So wie sich das auch schon ein eher linker Würdenträger vom Domplatz leicht verärgert gefragt hat. Eine aufwändige Recherche hat dann ergeben: Sie schlafen. Am Winter könnte es gelegen haben, der ist aber mittlerweile vorbei, somit sind Ähnlichkeiten zu Nahrung bunkernden Zeitgenossen aus dem Reich der Natur ausgeschlossen. Wir scheinen es hier mit einer ganz anderen Spezies zu tun zu haben. Nämlich der Gattung Politiker, die ihre „Ruhezeit“ zwischen den Wahlen haben. Stimmt doch gar nicht, dürften die angesprochenen hier einwenden. Natürlich tut ihr was. Nur was? Dann und wann ein Filmabend, Abstimmungsparolenverbreitung, Gewerberundgang im Tal, erwähnt mal eine Vernehmlassung zu einem „Strategiepapier Arlesheim“, ohne konkret zu werden, das ist eben nicht genug.

Setzt euch in Szene! Das Strategiepapier Arlesheim der Frischluft wäre einen Aufhänger wert, würde es als gute Idee verkauft und nicht als Parteiinterna versanden. Politik ist ein Geschäft, in dem es weniger um den Inhalt, als seine Inszenierung geht. Das haben FDP und CVP eben begriffen. Man redet über sie. Frank Braun kennt jetzt jeder, den Stücki auch, den Eigenmann, die Messmer, die Heydebrand. Die Parteien leben vom Engagement ihrer Mitglieder, die Themen lancieren und bisweilen effekthascherisch umsetzen. Und zwar proaktiv. Warum werden Majorz-Wahlen zum Thema? Wie wird aus einer Bahnschranke ein Politikum? Weil auch zwischen den Wahlen Wahlkampf ist. Da muss man immer im Gespräch bleiben und die Medien sind noch so nett und sind froh um Themen, damit sie nicht schon wieder so ein seichtes Feature bringen müssen. Das könnte auch ein Leugger, eine Laager, eine Spengler, ein Vetter oder ein Scheuner. Themen gibt es. Handyantennen? Ihr könnt auch bei Nachbargemeinden abkucken gehen. Recycling funktioniert auch mit Ideen.