Dort unten, ennet der Birs, geht’s morgen ans Eingemachte. Fertig Harassenlauf. Reinach und Münchenstein haben ja genug, die Schnauze voll. Und stürzen sich vom einen ins nächste Ungemach. Wie dumm. Wenn 600 genervte Polizisten aufmarschieren müssen, weil zwei Gemeinden meinen ein Problem zu haben mit ein paar Tausend (zugegeben, es sind schon verdammt viel) jungen Biertrinkern, dann kann der Schuss nur in den Ofen gehen. Die Jugend wird dem Staat das Feld nicht einfach so überlassen. Hier geht es um Freiraum, Abgrenzung und immer auch um Provokation. Seit es die Jugend gibt, wird die Erwachsenenwelt provoziert. Der Harassenlauf machte das bis anhin sogar sehr subtil. Die Wirkung hat’s nicht verfehlt. Seit Jahren ist das sportliche Biertrinken schon ein Politikum. Ziel erreicht. Die Aufmerksamkeit ist da. Gesellschaftliche Probleme a gogo wurden von hilflosen PolitikerInnen in ihrer verzweifelten Sinnsuche hineingedeudelt – vergebens. Da gibt es nicht viel zu erklären. Der Bierlauf war nie mehr, als das was er war. Ein kollektives Besäufnis zum Ärger der Eltern. Ein Mal im Jahr.

Jetzt ist er mehr. Ein Generationenkonflikt. Ein Verdrängungskampf zwischen erwachsenem Missmut und jugendlicher Unbesonnenheit. Dabei darf die Jugend zu Recht ein wenig Unbesonnenheit einfordern. Schliesslich kommt das Erwachsenenleben noch früh genug. Dass der Missmut nun zur ultima Ratio greift, ist als Bankrotterklärung zu werten. Die Jugend wird morgen, wenn auch nicht so zahlreich wie in der Vergangenheit, versuchen ihr Zeichen zu setzen. 14.00 beim Schwimmbad Reinach. Und auf diversen Alternativrouten.

Davon wird nächste Woche vermutlich wenig zu lesen sein. Denn wenn die Krawalltouristen sich das poltische Massenspektakel Harassenlauf als morgiges Ausflugsziel aussuchen, und darauf deutet einiges hin, dann haben die Gemeinden Münchenstein und Reinach erfolgreich ein Stück Zürcher 1. Mai-Tradition importiert. Es braucht dazu nicht viele. Das weiss man von Fussballspielen, dort sind genauso viele Polizisten zugegen. Die Schäden einer solchen Nachdemo sind nicht nur politischer Natur.  War es das bisschen Bier wert?

Das Abfallproblem hätte sich auch günstiger lösen lassen.